Die Streuobstwiesen

Streuobstbau

Streuobstbau ist "Hochstamm-Obstbau ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel" (Brockhaus).
In Deutschland gibt es 300.000 bis 500.000 Hektar Streuobstbestand, mit bis zu 3.000 Obstsorten.

Herausragende Bedeutung für Artenvielfalt



Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten ohne Pilze/Flechten/Moose sind in den Streuobstwiesen zuhause, in der Vogelwelt zum Beispiel der Steinkauz, Wendehals, Rotkopfwürger, Grünspecht und der Halsbandschnäpper.

Ökologisch sind Streubostwiesen vergleichbar mit den Oliven-, Kork- und Steineichenbeständen in Südeuropa.

Bedeutung als Kulturgut, für Erholung & Tourismus



Der Obstanbau, dessen Anfänge sich in Deutschland bis auf die Spätantike zurückverfolgen lassen, wurde zuerst nur auf hausnahen Grundstücken betrieben. Dann wurden rings um die Dörfer Streuobstwiesen angelegt. Seit dem Mittelalter nahm der Obstanbau stetig zu und es entstanden ganze Landschaften, deren Charakter durch die Streuobstwiesen geprägt wurde.

Nur wenige Landschaftsformen haben für unsere Erholung eine vergleichbare Attraktivität. Als aufgelockerte Obstwiesen oder abwechslungsreiche Grüngürtel sorgen Streuobstbestände für willkommmene Abwechslung in unseren immer eintöniger werdenden Landschaften.

Von der kulturellen Bedeutung der Streuobstwiesen zeugen u. a. die vielen Namen, unter denen der vergorene Saft von Äpfeln und Birnen in vielen Regionen Europas seine Anhänger hat: Sidra naturale, Cider, Cidre, Viez, Schemmer, Äppelwoi oder Most. Ganz sicher wäre der Rückgang wesentlich drastischer ausgefallen, hätten sie für die Grundstücksbesitzer nicht auch regionale Identität bedeutet.

Streuobstwiesen am Rand von Wohngebieten erhöhen deutlich die Lebensqualität der dort lebenden Menschen. Grund dafür ist ihr positiver Einfluss auf das lokale Klima: Jeder gesunde Baum produziert mehr Sauerstoff, als er verbraucht. Bäume verarbeiten Kohlendioxid, beeinflussen die Lokaltemperatur, gleichen die Luftfeuchtigkeit aus, spenden Schatten und filtern die Luft.

Mit ihren vielen Baumkronen und der geschlossenen Grasdecke stellt eine Streuobstwiese die landwirtschaftliche Kulturform dar, die am wenigsten anfällig ist für Bodenerosion. Laub, vertrocknete Kräuter und Gräser bilden eine lockere Humusdecke, die zusammen mit den Wurzeln der Hochstämme für eine gute Bodenfruchtbarkeit sorgt. Weil Streuobstwiesen deshalb kaum gedüngt werden, bleibt der Schadstoffeintrag ins Grundwasser sehr gering.

Gefährdeter Streuobstbestand

In den 1950er bis 1970er Jahren wurden teils öffentlich geförderte Rodungen durchgeführt. Heute sind Streuobstbestände durch Bebauung, Intensivierung in Gartengrundstücke mit englischem Rasen, Zäunen, Hütten und Nadelbäumen sowie durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung gefährdet.

Oftmals wird die notwendige Pflege unterlassen. Ein Anteil von 10 bis 15 Prozent unter zehnjährigen Bäumen zur Bestandserhaltung ist erforderlich. Der Baumschnitt insbesondere in den ersten zehn Jahren ist von großer Bedeutung.

Ursache für ist die Aufgabe von Streuobstwiesen war oftmals die mangelnde Rentabilität des Streuobstbaus im Vergleich zu den rationeller zu bewirtschaftenden Niederstamm-Anlagen. Dies gilt insbesondere für den Tafelobstbau.
Verantwortlich dafür ist auch eine Agrarpolitik, die nicht Geschmack und ökologisch vertägliche Anbauweise, sondern Standards für Form, Farbe und Größe zum Maßstab für Handelsklassen erhebt.

Als Erwerbszweig wieder interessant

Bei der Direktvermarktung von Saft und der Kleinbrennerei war und ist die Streuobst-Bewirtschaftung vergleichsweise rentabel. Die Mechanisierung der Ernte mit Maschinen eröffnet neue Möglichkeiten.

Seit 1987 existiert in Deutschland die "Aufpreisvermarktung" von Streuobstgetränken. 2006 gab es an 120 Orten/Regionen Streuobst-Aufpreisvermarkter, meist initiiert durch Naturschutzgruppen. Sie zahlen meist 12,50 bis 17,50 Euro je Doppelzentner Streuobst an die Bewirtschafter: Faire Preise nicht nur für Kaffeebauern in Nicaragua, sondern auch für Streuobstbewirtschafter in Deutschland. Bedingungen: Getrennte Erfassung, Benennung der Flurstücke, kein Einsatz synthetischer Pestizide und synthetischer Düngemittel, 100 Prozent von Hochstamm-Obstbäumen (160 Zentimeter Stammhöhe). Keltereien zahlen für sonstiges Obst seit Jahrzehnten durchschnittlich rund fünf bis zehn Euro je Doppelzentner.

Der Verbraucher kann helfen

- Kaufen Sie Streuobst aus Ihrer Region
- Kaufen Sie Obst der Saison! Überdenken Sie Ihre Qualitätsansprüche
- Achten Sie beim Obsteinkauf auf die Herkunft
- Kaufen Sie Streuobst beim Erzeuger
- Trinken Sie Säfte, die aus Streuobst hergestellt wurden.

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