2017-10 Vortragsabend
Biologische Vielfalt durch Landwirtschaft
Jedes Jahr wiederkehrend bieten die Naturfreunde Ober-Mockstadt einen Vortragsabend zu aktuellen Themen rund um den Naturschutz an.
Dazu wurde in diesem Jahr Professor Dr. Volkmar Wolters der Justus-Liebig-Universität Giessen eingeladen.
Die Rolle der Landwirtschaft in Bezug zum aktuell häufig diskutierten Insektensterben wurde vom Professor für Tierökologie Weise beleuchtet.
75 % Verluste bei den Insekten und ein drastischer Rückgang der Vogelbrutpaare geben Anlass, die bisherige Agrarumweltpolitik zu überdenken. Am Beispiel der Bienen verdeutlichte Prof. Wolters dass durch die heutigen Agrarumweltmaßnahmen wie Ackerrandstreifen und Blühstreifen vornehmlich dominante Arten gefördert werden. Seltene Arten lassen sich nur durch Schaffung von naturnahen Habitaten erhalten.
Eine wirksame Veränderung wird es nur durch umfassende Veränderungen im Zusammenspiel Landwirtschaft und Umwelt geben. Prof. Wolters plädiert für einen zukunftsfähigen Gesellschaftsvertrag zur Sicherung der ökologischen Lebens- und Produktionsgrundlage. Grundsätzlich sollte die Subventionspolitik neu geregelt werden. Der Vorschlag, Gelder nur für Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft zu zahlen, ist interessant, wird aber nur möglich sein, wenn die Bauern ein angemessenes Einkommen für ihre Produkte erzielen.
Wenngleich die heutigen Produktionstechniken wie Düngen und das Ausbringen von Pestiziden alltäglich sind, könnten hier durch die Förderung natürlicher Prozesse Kosten gesenkt werden, indem beispielsweise gezielt Insekten zur biologischen Schädlingskontrolle eingesetzt werden.
Professor Wolters machte deutlich, dass eine regionale Optimierung der biologischen Vielfalt einer lokalen Maximierung vorzuziehen ist, das bedeutet das in Bezug auf die Tierarten nicht jede Art überall ansässig sein muss, aber die bereits bestehenden Vorkommen besonders erhalten und geschützt werden sollten.
Abschließend resumierte er, dass Biologische Vielfalt nur im Zusammenspiel von Landwirtschaft und Naturschutz möglich ist.
Jedoch sollten alle Beteiligten neuen Chancen und Wegen offen gegenüberstehen, um zukünftigen Herausforderungen wie der Ernährungssicherung der Weltbevölkerung entgegentreten zu können.